Weiterführende Fragestellungen des Centrums

Sind bisher auf der Leistungsebene des Bildungssystems vor allem die Klientelrolle (Studenten, Schüler) und auf der Nachfrageseite akademische Berufe erforscht worden, so wird in dem gegenwärtigen DFG-Projekt die differenzierte Datenbasis zur langfristigen Entwicklung der Lehrerrolle im deutschen Schulsystem erarbeitet, um eine Grundlage zu schaffen für die Analyse der Funktion von Lehrergenerationen in den Langen Wellen des Bildungswachstums (LEGE). So entsteht auf der Leistungsebene das Pendant zur Diskursanalyse der Lehrergenerationen. Und mit beiden Ebenen der Lehreruntersuchung wird der Gegenpart zur mittlerweile - zumindest auf der Ebene der prozessproduzierten Daten - recht gut untersuchten Schülerbeteiligung gewonnen.

Das weitere Interesse gilt...

1) ...der Deutungsebene der Schülerseite;

2) ...dem Stellenwert der Bildungspolitik;

3) ...den langfristige Konjukturen öffentlicher Bildungsreformdebatten.

1) Deutungsebene der Schülerseite
Aus diesem Forschungsdesign wird deutlich, dass zur Analyse der Schulsystementwicklung die Deutungsebene der Schülerseite, die Intentionen bei der Konstruktion der Bildungsentscheidungen (Lebenslauf) noch fehlen. Im Anschluss an die jahrelangen inhaltsanalytischen Erfahrungen mit der Lehrerdiskursen sollen hier zukünftig - mit Hilfe des großen Reservoirs von Autobiographien, in denen Schülererfahrungen enthalten sind - die individuellen und generativen Begründungen der Bildungsentscheidungen in den Langen Wellen des Bildungswachstums untersucht werden.

2) Stellenwert der Bildungspolitik
Zudem entwickelt sich in der historischen Bildungsforschung eine Debatte über den Stellenwert der Bildungspolitik in den eigendynamischen Wellen des Bildungswachstums. Wie funktioniert die Kontextsteuerung zwischen Bildungssystem und politischem System? Hier fehlt noch eine methodisch-systematische Untersuchung langer Zeiträume bis zur Gegenwart, welche die Forschungsgruppe u.a. auf der Basis einer quantitativen Inhaltsanalyse staatlicher Normierungen und im Vergleich mit der Entwicklung des Bildungssystems in Angriff nehmen will.

3) Langfristige Konjunkturen öffentlicher Bildungsreformdebatten
Mit der PISA-IGLU-Debatte ist wieder die Bedeutung des internationalen Vergleichs in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt. Seit der Inklusion in ein Bildungssystem in den deutschen Staaten um die Mitte des 19. Jh. entstand auch das Bedürfnis nach einem internationalen Vergleich der neuen Bildungssysteme. Grundlage des Vergleichs waren die neu entstandenen statistischen Erhebungen zur Entwicklung des Schulsystems. Orte des Vergleichs waren die ersten Weltausstellungen. Die Entwicklung von den ersten Erhebungen der Bildungsbeteiligung in den deutschen Einzelstaaten bis zur modernen Evaluation der nationalen Bildungssysteme im internationalen Vergleich ist ein Indikator für die veränderte Wahrnehmung und Bedeutungszuschreibung der Bildung im Zuge der gesellschaftlichen Modernisierung: Vom Kleinstaat zur Weltgesellschaft. Die Untersuchung der langfristigen Konjunkturen öffentlicher Bildungsreformdebatten mit dem Argument des internationalen Vergleichs gehört in das Forschungsfeld des Centrums.

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