Die Langen Wellen des
Wirtschafts- und des Bildungswachstums - ein Vergleich
(Corinna Maria Dartenne)

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind in der Ökonomie wiederholt Versuche unternommen und meist kontrovers diskutiert worden, langfristige Wachstumsschwankungen empirisch zu verifizieren und zu erklären. Dabei wird ein Ökonom in jüngster Zeit wieder besonders betont: N. D. Kondratieff entwarf 1926 ein grobes sozioökonomisches Interpretationsmodell mit regelmäßigen langfristigen Zyklen ab 1800. Sein Ansatz wurde u.a. von J.A. Schumpeter weiterverfolgt, so dass heute fünf sog. Kondratieff-Zyklen von 50 bis 60 Jahren, lange Wellen mit jeweils eine Auf- und Abschwungphase, herangezogen und bereits in volkswirtschaftlichen Lehrbüchern betont werden.
Im Rahmen dieser wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion steht die Suche nach geeigneten Daten bzw. Indikatoren, deren statistisch korrekte Verarbeitung und selbstverständlich die Frage nach dem Mechanismus dieser oder ähnlicher Zyklen im Vordergrund. Dabei haben fast alle bisher gesichteten Studien den Nachteil, dass sie den Bereich der Wirtschaft nicht oder nur unzureichend überschreiten und im wesentlichen monokausale Erklärungen liefern. Es dürfte sich also lohnen, die Theorie der Langen Wellen des Wirtschaftswachstums mit unseren Forschungsergebnissen in Zusammenhang zu bringen. QUAKRI-Forschungsergebnisse haben zu einer Theorie der Langen Wellen des Bildungswachstums geführt. Inzwischen belegen verschiedene Indikatoren, wie z.B. die Schülerquote an berechtigenden Schulen und die Studentenströme, dass das Bildungssystem seit den letzten 200 Jahren einem eigendynamischen zyklischen Wachstum unterliegt. Durch die Analyse von Millionen von Daten konnte nachgewiesen werden, dass lange wellenförmige Bewegungen, also auch hier Auf- und Abschwünge, den Ausbau des Bildungssystems kennzeichnen, so dass von einem Eigenausbau gesprochen werden kann.
Die Übereinstimmung der langen Bildungszyklen mit den Kondratieffzyklen - nicht nur hinsichtlich Beginn und Ende, sondern auch in Bezug auf die Charakteristik dieser langen Wellen - ist mehr als auffallend (als Beispiel mag nur angedeutet werden, dass sowohl die Ökonomen als auch die Bildungshistoriker inzwischen die Bedeutung der Depression bzw. der Überfüllungskrise für den erneuten Aufschwung betonen).
Vorrangiges Ziel des Promotion ist es deshalb, folgende Fragen zu klären:

  • Welche Indikatoren sind zum Vergleich heranzuziehen?
  • Besteht ein Zusammenhang zwischen den Zyklen in den beiden Systemen?

Mit der Beantwortung dieser Fragen könnte es gelingen herauszuarbeiten, ob Bildungswachstum Innovationen generiert und wenn, wie dies geschieht.

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